Nachrichtenarchiv
2010/13
Katholische Weltanschauungsbeauftragte tagten in Trier
Erfurt/Trier - 29.09.2010
Privatoffenbarungen – insbesondere Marienerscheinungen – waren Thema bei der Studientagung der katholischen Sekten- und Weltanschauungsbeauftragten vom 27. bis 29. September 2010 in Trier. Diesem umstrittenen Phänomen näherten sie sich aus theologischer, psychologischer und praktischer Perspektive an.
Magnus Striet, Professor für Fundamentaltheologie an der Uni Freiburg, reflektierte die theologischen Fragen, die solche angeblichen Erscheinungen aufwerfen: Braucht die Offenbarung Gottes in Jesus Christus noch Ergänzungen durch von Maria übermittelte Botschaften? Was ist von der Theologie zu halten, die diese Botschaften vermitteln? Offenbar ist die Fülle an Privatoffenbarungen v. a. seit dem 19. Jahrhundert auch als Reaktion auf die Verunsicherungen der Moderne zu werten.
Erscheinungen finden sich nicht nur bei Katholiken, sondern auch in anderen Religionen und über den religiösen Bereich hinaus. Der Psychotherapeut Siegfried Hamm stellte als zweiter Referent den Tagungsteilnehmern dar, dass wir die Realität nicht eins zu eins wahrnehmen, sondern immer nur verarbeitet und gedeutet durch unser Gehirn. Aus verschiedenen Gründen kann es zu Fehlwahrnehmungen kommen, zu Halluzinationen; das fängt bereits mit optischen Täuschungen an, muss also gar nicht Ausdruck einer psychischen Störung sein. Menschen, die wegen Erscheinungen u. a. auch Sektenberatungsstellen aufsuchen, sollten deshalb mit ihrer individuellen Erfahrung ernst genommen werden.
1999 wurde der kleine Ort Marpingen im Saarland von Menschenmassen überrollt, die zu vorher angekündigten Marienerscheinungen kamen. Bei einer Exkursion berichtete der Bürgermeister den Tagungsteilnehmern, wie die Gemeinde mit den sich daraus ergebenden Problemen zu kämpfen hatte. In einem weiteren Gespräch mit dem Ortspfarrer wurden die pastoralen Probleme deutlich: Bestimmte katholische Gruppierungen versuchten, die schon lange bestehende Marpinger Gebetsstätte für sich und ihre Frömmigkeit und Theologie zu vereinnahmen, ja, wollten hier sogar ein deutsches Lourdes errichten.